Töss Marina Projekt vom Stapel gelaufen
Interdisziplinäre Lösung für die Sicherheit der regionalen Wasserversorgung.
Ein Team aus kantonalen Ämtern, Wissenschaft, Wirtschaft und aus dem Tourismussektor, hat sich mit dem Thema der akuten und anhaltenden Wasserknappheit auseinandergesetzt und ein bahnbrechendes Projekt unter dem Namen „Töss Marina“ auf die Beine gestellt.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist bei der dramatischen, globalen Wassersituation in erster Linie darauf zu achten Wasserreserven zu bilden oder mit anderen Worten den ungenutzten Wasserabfluss zu verhindern. Dazu sind Rückhaltegefässe von immenser Grösse notwendig.
Die Projektgruppe hat als Pilot-Gebiet das Tösstal bestimmt. Die Töss sei aufgrund ihrer desolaten Wasserführung für dieses Projekt perfekt geeignet. Aus den Anforderungen an die Wasserspeicherung wurde eine pragmatische Lösung mit vielen, positiven Nebeneffekten gefunden. Die Zentrale Rolle spielt dabei das Flussbett der Töss. Das fertig ausgebaute Flussbett hat genügend Kapazität um wertvolles Wasser über Jahre zu speichern.
Konkret ist geplant die Töss mit einem automatischen Schleusensystem zu versehen und die Seitendämme entsprechend auszubauen. Ungefähr alle vier Kilometer wird eine Schleuse das Gefälle im Flusslauf ausgleichen. Mit diesem Abstand der Schleusen bräuchte es für die Uferverbauungen nur an vereinzelten Stellen ganz marginale Anpassungen in der Höhe der Dämme. Zusätzlich wird jede Schleuse mit einem kleinen, fischfreundlichen Wasserkraftwerk versehen. Die Summe der erzeugten Stromleistung, über die ganze Ausbaustrecke, wird einem durchschnittlichen Atomkraftwerk entsprechen.
Durch diesen Ausbau wird die Töss das ganze Jahr mit Booten befahrbar sein. Diese Idee haben zwei namhafte Boots-Charter Firmen für Flussferien aufgegriffen und möchten die Töss jetzt touristisch erschliessen. Eine Firma operiert bereits in Deutschland, die andere betreibt mehrere Kanalrouten in Frankreich. Anstoss dazu hat unter anderem der Kanton Zürich gegeben. Der Beschluss, die Tössbrücke bei Wila zu ersetzten, wurde aufgrund der geplatzten Fusion, der Gemeinden Wila und Turbenthal im letzten Jahr revidiert. Die Brücke soll nun, nach Ablauf ihrer Lebensdauer, ersatzlos abgebrochen werden. Der kantonale Werkhof, direkt bei dieser Brücke, wird in diesem Sinne strategisch neu ausgerichtet. Nach den sehr guten Erfahrungen mit der Verkehrsführung bei der Vollsperrung, die letztes Jahr für den Kreisel-Neubau in Turbenthal gemacht wurden,taxiert der Kanton diese Strassenführung als obsolet und streicht sie aus seinem Register.
Den freiwerdenden Raum, möchten die Initianten als Bootshafen ausbauen. Der neue Hafen wird dereinst Platz für vierzig moderne Charter-Boote bieten. Die Betreiber legen Wert auf die Nachhaltigkeit ihres Projektes, das ausschliesslich mit autarken Solar-Booten betrieben wird. Am anderen Ende der Route bei der Einmündung in den Rhein bei der Tössegg ist ebenfalls ein Hafen geplant.
Das laufende Renaturierungsprojekt in der Sommerau bei Wila wird als Ausgleichsfläche in das Marina Projekt integriert und mit einer professionellen Fischzucht ergänzt. Als vorerst höchster Punkt im Projekt wird der Toni-Gumpe miteinbezogen. Ein Kiosk, WC-Anlagen, mehr Feuerstellen und Parkplätze sollen dem beliebten Badeplatz gerecht werden.
Dieses Projekt ist für die beiden Charter Firmen aber nur die Initialzündung. Nach erfolgreicher Vermarktung ist die Erweiterung des befahrbaren Flussnetzes in der ganzen Schweiz geplant. In den nächsten Schritten wird der Rhein bis Koblenz ausgebaut und für den Freizeit Bootsverkehr schiffbar gemacht. Danach soll auch die Aare, flussaufwärts bis Nidau, mit einem grossen Bootshafen im Bielersee eingebunden werde. Weitere Vernetzungen werden dann nach und nach folgen.
Der Start der vierjährigen Bauzeit, für den Ausbau der Töss, ist auf den Frühsommer 2024 festgelegt, bis dann sollen alle Einsprachen bereinigt sein. In mehren Etappen an verschiedenen Abschnitten werden die Bagger auffahren und die ersten Schleusentore montiert. Diese produziert eine in Frankreich ansässige Firma, die schon seit 1882 auf Schleusentore spezialisiert ist.
Die touristische Erschliessung der Töss generiert der angeschlagenen Tourismusbranche ein neues Standbein und bringt eine unermessliche, wirtschaftliche Wertsteigerung in die Region. Durch die Regulierung des Wasserabflusses wird die Wasserversorgung im ganzen Tösstal und später in allen angeschlossenen Regionen, über Generationen sicher gestellt. Mit den geplanten Erweiterungen im Rhein und der Aare wird das Projekt zu einem Vorhaben von nationaler Bedeutung und der Begriff „Wasserschloss von Europa“, den die Schweiz schon vor langer Zeit aufgestempelt bekommen hat, wird eine ganz neue Dimension erhalten. (Auszug aus den Projektunterlagen.)
Eine ausführliche Präsentation des Projektes ist für die kommenden Gemeindeversammlungen der jeweils betroffenen Gemeinden geplant. Die Pläne und das Model einer Schleuse liegen aber jetzt schon in der Redaktion vom Tössthaler auf und können dort morgen Samstag von 13.00 bis 15.00 Uhr besichtigt werden.
29.03.2023/Gu